DACH-Bürger lieben ihr Bargeld

Montag, 01. Oktober 2018
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Exakt vergleichbare Zahlen über die Nutzung der verschiedenen Zahlungssysteme im Einzelhandel der DACH-Region gibt es leider nicht. Aber verschiedene Analysen in den drei Ländern liefern dem Handel einen recht guten Überblick über die Entwicklungen. Fazit: Bargeld dominiert, aber die Nutzung bargeldloser Systeme nimmt allenthalben zu. Vor allem bei grösseren Rechnungsbeträgen erwarten die Konsumenten mindestens die Akzeptanz von Debit- oder Kreditkarten an der Kasse.

In Deutschland sind die kartengestützten Umsätze nach aktuellen Zahlen des EHI Retail Instituts 2017 um 9,8 Milliarden Euro oder 5,2 Prozent auf 196,8 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Anteil von 46,9 Prozent (Vorjahr 45,6 %) am Gesamtumsatz der Einzelhandelsgeschäfte. Bar werden 50 Prozent der Umsätze beglichen, die übrigen 3,1 Prozent entfallen auf «Sonstige» wie Rechnung und Finanzkauf. Stärkster Umsatztreiber ist die Girocard, die einen Umsatzanteil von gut 26 Prozent verzeichnet. Die kontaktlose Girocard-Variante wurde 2017 bereits von 56 Prozent der Händler akzeptiert. Im Vorjahr waren es erst sieben Prozent.

Kontaktlos setzt sich durch 

Nach Einschätzung der Händler wird die Barzahlung auch in den kommenden fünf Jahren insbesondere die Begleichung von Kleinbeträgen dominieren. Bei Beträgen über 30 Euro messen sie dem Bargeld für die Zukunft aber keine grössere Bedeutung mehr zu und sehen stattdessen die Girocard, ob kontaktbehaftet, kontaktlos oder mobil, an erster Stelle. Bei Investitionen in die Payment-Infrastruktur ist der deutsche Handel laut EHI aktuell «sehr verhalten und wartet allem Anschein nach auf marktfähige mobile Bezahllösungen».

In der österreichischen Bevölkerung hat sich die Einstellung zum beliebtesten Zahlungsmittel in den vergangenen 20 Jahren kaum geändert. Das geht aus einer im Jahr 2017 veröffentlichten Studie der Österreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Bargeld dominiert nach wie vor deutlich das Zahlungsverhalten mit einem Anteil von 82 Prozent an allen Transaktionen und 65 Prozent am gesamten Zahlungsumsatz. Mit Debitkarten werden 17,3 Prozent und mit Kreditkarten 6,1 Prozent der Umsätze abgewickelt.

Bargeldtreues Österreich 

Bargeld kommt in Österreich auch für grössere Beträge zum Einsatz: Fast die Hälfte (47,2 %) der Transaktionen über 100 Euro werden bar beglichen. Die meisten Befragten (55 %) gaben an, in einem Geschäft vorzugsweise bar zu zahlen – auch dann, wenn Kartenzahlungen möglich wären. Immerhin 30 Prozent der Österreicher zahlen grundsätzlich lieber mit Karte. Die Ergebnisse zeigen, dass Barzahler in allen sozio-demografischen Gruppen stark vertreten sind und somit nicht alleine an Charakteristika wie Alter oder Einkommen festgemacht werden können. Die OeNB weist auch darauf hin, dass bereits bei der Erhebung im Jahr 2016 die kontaktlosen Kartenzahlungen kleiner Beträge sehr hohe Wachstumsraten zeigten und deshalb inzwischen im österreichischen Einzelhandel eine wichtige Rolle spielen dürften.

Auch die Schweizer greifen bei der Mehrzahl (70 %) aller Transaktionen zu Bargeld, aber der bar bezahlte Umsatzanteil liegt hier bei nur 45 Prozent. Das zeigt die 2017 durchgeführte «Zahlungsmittelumfrage» der Schweizer Nationalbank (SNB). Das meistgenutzte unbare Zahlungsmittel ist die Debitkarte. Dies gilt sowohl hinsichtlich ihres Anteils an der Anzahl der Transaktionen (22 %) als auch des Anteils am Wert der Transaktionen (29 %). Kreditkarten folgen an dritter Stelle mit fünf Prozent der Transaktionen und zehn Prozent Umsatzanteil.

Kleine Beträge werden meist cash gezahlt 

Die Wahl des Zahlungsmittels ist auch in der Schweiz vor allem vom Zahlungsbetrag abhängig. Bargeld – und in sehr kleinem Umfang Bezahl-Apps – setzen die Schweizer namentlich für kleine und mittlere Beträge ein, während sie Debitkarten vermehrt für Beträge ab 50 Franken und Kreditkarten ab 200 Franken nutzen. Eine überdurchschnittliche Bargeldaffinität weisen besonders Personen ab 55 Jahren und Haushalte mit niedrigem Einkommen auf. Dagegen setzen die 15- bis 34-Jährigen und Haushalte mit hohem Einkommen häufiger auf Kartenzahlungen. Und auch regionale Unterschiede gibt es in der Schweiz beim Bezahlen: Besonders gross ist die Liebe zum Bargeld im Tessin. Rund die Hälfte der von der SNB befragten Schweizer Bürger will in den nächsten Jahren weiterhin gleich oft bar zahlen wie heute. Dies könnte zur Folge haben, dass nicht Bargeldzahlungen, sondern vielmehr bestehende kartengestützte Zahlungen durch Mobile Payment und andere neue Verfahren abgelöst werden.

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Günter Heppes, Leiter Informations-Systeme bei Bartels-Langness, über kontaktlose Zahlungssysteme

«Wir suchen immer nach neuen Wegen, die das Bezahlen am POS komfortabler machen. Beim Kontaktlosen Bezahlen werden Kreditkarten mit N FC-Chip für Kleinbeträge bis 25 Euro von vielen Konsumenten genutzt. Die Infrastruktur dafür haben wir geschaffen. Nun warten wir darauf, dass entsprechende N FCGirocards von den Banken und von unseren Kunden in Umlauf gebracht werden. Bela vertritt den S tandpunkt: Je breiter das Angebot, desto überzeugender ist es für den Verbraucher. Deshalb gehen wir voraus und bieten die Möglichkeiten. Aber auch wir selbst profitieren vom kontaktlosen Bezahlen, denn es beschleunigt die Kassenvorgänge. Auch beim Mobile Payment haben wir bereits eine Lösung, die famila-App. Sie ist zwar eine Online-Lösung, aber die Transaktion dauert weniger als drei Sekunden. Unsere famila-App bietet dem Konsumenten Transparenz und Sicherheit dank der sofortigen Zahlungsbestätigung auf seinem Smartphone. Diese App haben wir in Kooperation mit MAR KANT entwickelt. Sie steht als ‹White Label› auch anderen MAR KANT Partnern zur Verfügung.»