Lust auf Authentizität

Donnerstag, 01. März 2018
© Jacek Chabraszewski - Fotolia

Pizza ist ein Renner in den TK-Truhen des Handels. Mit authentischen und ernährungsbewussten Rezepturen wollen die Markenartikler die Nachfrage am POS weiter ankurbeln.

Beim Kochen und Backen kommt Pizza bei den Deutschen an zweiter Stelle, nur Nudelgerichte sind noch beliebter. Das hat die Nestlé-Studie «So kocht Deutschland» herausgefunden. Klar also, dass im Handel Tiefkühl-Pizza und Snacks für attraktive Umsätze sorgen, auch wenn die Zahlen laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zuletzt leicht rückgängig waren. 

Für die Hersteller gilt es daher, neue Impulse zu setzen, etwa mit neuen Geschmacksrichtungen und verbesserten Rezepturen. Das Ziel: Den ernährungsbewussten Verbraucher erreichen, der trotzdem aber bequem und einfach kochen will. «Auch bei Tiefkühl-Pizza bevorzugen Konsumenten authentische Produkte», erklärt Michael Gassert, Head of Channel Category Sales Development bei Nestlé Wagner. Seit Frühjahr 2017 gebe es die Steinofen Pizza des Anbieters daher mit einem neuen, handwerklich anmutenden Knusperrand. «Hinsichtlich Geschmack und Optik hat das die Konsumenten komplett überzeugt», so Gassert. Zudem habe das Unternehmen den Fett- und Salzgehalt optimiert, um modernen Essgewohnheiten nachzukommen.

Dem Trend zur Authentizität folgt auch Dr. Oetker. «Das Sortiment Tradizionale wurde komplett überarbeitet», sagt Christiane Kossmann, Abteilungsleiterin Marketing Pizza. Für authentischen Pizza-Genuss sollen hochwertige Zutaten und der komplette Verzicht auf Zusatzstoffe in der Bodenrezeptur sorgen.

Nachhaltigkeit und free from sind gefragt

Eine Marktlücke hat dagegen followfood mit der Einführung von nachhaltig produzierter Bio-Pizza geschlossen. «Besonders erfolgreich verkaufen sich die vegetarischen und veganen Sorten», sagt Geschäftsführer Jürg Knoll. Quasi konkurrenzlos sei man zudem mit einer glutenfreien Bio-Pizza.

Dass glutenfrei bei Pizza & Co. nachgefragt wird, zeigt auch die vielfältige Auswahl gluten- und weizenfreier TK-Produkte des Spezialanbieters Dr. Schär. «Gerade in Deutschland spielt die traditionelle italienische Küche eine grosse Rolle», erklärt Vertriebsleiter Matthias Müller-Thederan. «Unsere Kunden können daher zwischen zwei vegetarischen Varianten wählen oder sie entscheiden sich für unsere herzhaften Pizzen mit Fleisch.»

Das wachsende Kundenbedürfnis nach «Casual Eating», also flexiblen Mahlzeiten mit kleinen Portionen, erfüllen vor allem Tiefkühl-Snacks, wie Baguettes oder Brot-Snacks. Auch hier punkten Produkte mit hochwertigen Zutaten und der Anmutung von Ursprünglichkeit, etwa Rustipani oder Steinofen Bäckerkruste von Nestlé Wagner, beides belegte Brote zum Aufbacken.

Experimentierfreude ist gross

Bei den Sorten setzen die Hersteller neben bewährten Klassikern verstärkt auf neue Geschmackskreationen. So hat Nestlé Wagner etwa als erster TK-Hersteller Saisonprodukte im Pizza-Segment etabliert, wie die Steinofen Pizza in der Variante «Schinken Spargel», die im Frühjahr 2018 wieder erhältlich ist.

Bei Dr. Oetker experimentiert man dagegen mit Süssem: «Die erfolgreiche Einführung der Schokopizza Ristorante Pizza Dolce al Cioccolato hat gezeigt, dass in der TK-Warengruppe Pizza noch viel kreativer Spielraum steckt», so Christiane Kossmann. «Die Entwicklung innovativer Produkte und Geschmacksrichtungen bietet enormes Potenzial. Verbraucher wollen Neues probieren und aussergewöhnliche, aber wertige Zutaten entdecken.»

Mit dem puren Produkt geben sich aber viele Konsumenten nicht mehr zufrieden. Neben Pragmatismus – dem Verwenden von Fertigartikeln – wird laut der Nestlé-Studie Kreativität beim Kochen immer wichtiger. So peppen Konsumenten Pizza zu Hause noch mit ihrem Lieblingsbelag auf. Eine Entwicklung, die zum Beispiel Dr. Oetker mit Rezeptideen auf der Webseite unterstützt. Hier erfahren Kunden etwa wie sich eine Spinatpizza in Pizza-Chorizo-Spiesse verwandeln lässt oder die Vier-Käse-Pizza zum Pizza-Burger mit Rindfleisch wird.

 

Drei Fragen an...

...Dr. Sabine Eichner, Geschäftsführerin Deutsches Tiefkühlinstitut e.V., über Trends und Potenzial bei Tiefkühlkost

Frau Eichner, abwechslungsreiches, aber auch bequemes Kochen ist heute angesagt. Welche Rolle spielt hier Tiefkühlkost?
«Wenn es um das kreative und gesunde Kochen geht, kann TK klar punkten, denn Produkte wie TK-Gemüse und TK-Obst sind dank des Schockfrostens frisch und stecken voller Vitamine. Der Frische-Vorteil gilt aber genauso für die anderen Warengruppen in den Tiefkühltruhen des Handels. Bequem und zeitsparend muss die Zubereitung von Mahlzeiten heute sein: Produkte mit einem hohem Conveniencegrad sind fix zubereitet und bieten zugleich einen sinnvollen Baustein in einer ausgewogenen Ernährung, wenn es mal schnell gehen muss. Angefangen beim Frühstücksmüsli aus der Tiefkühltruhe bis hin zu fleischlosen Fertiggerichten, die neben viel Gemüse auch Trend-Komponenten wie Quinoa oder Couscous enthalten. Mit Inspirationen nach dem Motto «pimp your frozen food» lassen sich TK-Gerichte mit frischen Komponenten ergänzen und individualisieren.»

Womit können Hersteller und Handel besondere Wertschöpfung generieren?
«Die Mischung macht’s: Die Branche muss den bestmöglichen Mix aus etablierten Produkten und kreativ-innovativen Angeboten anstreben, denn nicht jeder Verbraucher wünscht sich das Gleiche. Das Angebot muss insgesamt breiter und vielfältiger werden, um das Kundenpotenzial noch besser zu erreichen. Dazu gehört auch eine attraktive Einkaufsatmosphäre: Weg von kalten, technischen TK-Abteilungen – hin zu Erlebniswelten, die dem Konsumenten Information und Inspiration bieten. Auch «Edutainment», also die Vermittlung von Grundwissen über Tiefkühlprodukte, wird immer wichtiger, denn häufig wissen gerade junge Leute nicht viel über Lebensmittel und ihre Herstellung.
 
Wo liegen Wachstumstreiber für die Zukunft?
«Die Tiefkühlbranche kann sich über ein anhaltendes Wachstum freuen. TK-Snacks und TK-Backwaren zählen zu den nach wie vor am stärksten wachsenden Bereichen. Diese Entwicklung wird weiter zunehmen, da heute sehr viel mehr unterwegs gegessen wird. Das Segment TK-Obst ist zwar noch klein, erfreut sich aber steigender Beliebtheit. Hinzu kommt der Wunsch vieler Menschen sich frisch und gesund zu ernähren, aber zugleich flexibel zu sein und vor allem mit wertvollen Lebensmitteln bewusst umzugehen.»

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

2,7 %

Prozent betrug das durchschnittliche Umsatzwachstum bei Tiefkühlpizza und Pizza-Snacks in den vergangenen fünf Jahren. Die conveniente Kategorie hat mittlerweile eine beachtliche Käuferreichweite von 70,7 Prozent erreicht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der Umsatz jedoch um 1,6 Prozent, da sowohl die abgesetzte Menge (- 0,6 %) als auch die Preise (-1%) gesunken sind. Traditionelle Pizza und Steinofenpizza sind die grössten Segmente in der Kategorie mit einem Umsatzanteil von insgesamt 77 Prozent. Traditionelle Pizza verliert jedoch im Vergleich zum Vorjahr rund drei Prozent Umsatz, während Steinofenpizza, getrieben durch erhöhte Mengennachfrage, ein Umsatzplus von zwei Prozent verzeichnet. Vom Steinofen-Trend profitiert auch Steinofen-Flammkuchen mit 6,3 Prozent mehr Umsatz und einem beachtlichen Mengenwachstum von knapp 14 Prozent. 

Die Zahlen der Pizza-Snacks ähneln denen der gesamten Kategorie: Der Umsatz sinkt um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch es gibt es auch Gewinner: Rustipani von Nestlé Wagner haben etwa mittlerweile eine Käuferreichweite von knapp zehn Prozent erlangt und verzeichnen ein deutliches Umsatzplus. 

Vertriebsmässig sind die Umsätze bei Tiefkühlpizza klar aufgeteilt. Die Discounter (36,5 %) und die Vollsortimenter (41,6 %) bestimmen das Bild und machen somit knapp 80 Prozent des Marktes aus. Mit Umsatzgewinnen können hier derzeit allerdings nur die Discounter glänzen. 

Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)

 

Info

Konkurrenz durch Lieferdienste?

Immer mehr Verbraucher ordern Pizza, Sushi & Co. bei Lieferdiensten im Netz. Macht sich das bei TK-Pizza bemerkbar? Das Markant-Magazin hat sich bei den Herstellern umgehört:

followfood: 
«Wir merken keinen Einbruch – im Gegenteil. Wir wachsen mit den Bio-Pizzen. Das Liefergeschäft hat sich nach unserer Beobachtung auch etwas verändert. Pizzen haben die Konsumenten in der Regel auf Vorrat im Tiefkühlfach, um flexibel und unkompliziert eine Mahlzeit zubereiten zu können. Geliefert werden eher Gerichte etwa aus der asiatischen Küche, die aufwendig zuzubereiten sind.»

Nestlé Wagner:
«Der Marktanteil von TK- beziehungsweise Lebensmittel-Bringdiensten ist in unseren Produktkategorien aktuell noch nicht sehr hoch. Aber: Grundsätzlich wird der Online-Handel mit Lebensmitteln wichtiger. Auch der schon vorhandene Wettbewerb mit speziellen Pizza-Bringdiensten wird noch weiter zunehmen. Das ist für uns ein weiterer Ansporn immer besser zu werden und weiterhin erfolgreiche Konzepte entgegenzusetzen.»

Dr. Schär: 
«Es ist uns ein besonderes Anliegen, Menschen mit Glutenunverträglichkeit auch unterwegs die Möglichkeit zu bieten, glutenfreie Lebensmittel und Speisen zu konsumieren. Der Schär Foodservice bietet daher für Gastronomen ein weitreichendes glutenfreies Sortiment, so dass Gäste mit einer Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie überall sicher geniessen können. Das Thema Home Delivery beobachten wir sehr genau und arbeiten bereits konzeptionell an einem genussvollen und sicheren Angebot. Die Kanäle der Home Delivery Services werden folglich als ergänzend und inspirierend für die zukünftige Verbreitung unserer Produkte betrachtet.»  

 

Tipps

Wie Sie den TK-Bereich abverkaufsfördernd gestalten können. 

  • Dr. Schär empfielt Handelspartnern die Blockplatzierung des glutenfreien Angebots, da sich die Kernzielgruppe damit am besten zurechtfindet. Für TK-Pizzen im LEH sollte idealerweise ein Segment in der Tiefkühltruhe angeboten werden, das neben glutenfreien Pizzen weitere glutenfreie TK-Produkte führt, etwa die Fish Fingers oder Lasagne des Herstellers. Das Sortiment sollte zudem durch POS-Materialien klar als glutenfrei gekennzeichnet sein.
  • Followfood empfiehlt Verkostungen oder die besondere Platzierung von TK-Pizza bei themenbezogenen Aktionen wie «Italienischen Wochen». Eine Bio-Pizza zu probieren und zu schmecken sei besser als jede Beschreibung.
  • Bei Wagner ist man davon überzeugt, dass mit einem auf die Fläche abgestimmten und vielfältigen Produktangebot, einer klaren Ordnung mit Orientierungshilfen sowie einer grösseren Prise Emotion und einer wärmeren Produktinszenierung aus den Tiefkühltruhen des Handels weiteres Um- und Absatzpotenzial gehoben werden kann.

 

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